Irgendwann wird es gut

Heute ist ein wunderbarer Tag für die Literatur, denn heute ist „Irgendwann wird es gut“* von Joey Goebel erschienen. Für mich ist es sein bisher bestes Buch, was bei der hohen Qualität der vorherigen Werke wirklich etwas heißt. Offiziell sind es Short Stories, aber eigentlich ist es eher ein Roman, bestehend aus einzelnen Geschichten, die alle im amerikanischen Kaff Moberly spielen und lose miteinander zusammenhängen.

Um es kurz zu machen: So schön wurde lange nicht mehr über die Einsamkeit verlorener Menschen in einer Kleinstadt geschrieben, vielleicht seit Carson McCullers nicht mehr. Joey schlägt mit diesem Buch einen völlig neuen Ton an, immer noch witzig, aber auch feinfühlig, berührend. Das Ende der letzten Geschichte werde ich nie mehr vergessen, weil es letztlich auch einen Autor beschreibt, der trotz aller Schwierigkeiten einfach nicht aufgibt und so viel mehr Glück verdient hätte.

Denn wieso immer noch niemand aus der genialen Idee zu „Vincent“ einen Film gemacht hat? Keine Ahnung. Wieso es keine Netflix- oder HBO-Serie zu „Ich gegen Osborne“ gibt, bei der jede Folge eine Schulstunde ist? Keine Ahnung. Wieso Joeys Bücher schon seit Jahren nur noch in der deutschen Übersetzung bei Diogenes erscheinen, weil dieser brillante Autor keinen amerikanischen Verlag mehr hat und einfach keinen neuen findet? Keine Ahnung. Wieso das deutsche Feuilleton diverse amerikanische Experten und Intellektuelle zu Trump befragt, aber niemand auf die Idee kommt, den in Kentucky geborenen und dort lebenden, immer schon bissig-politischen Autor Joey Goebel zu diesen Themen zu befragen? Keine Ahnung.

Dabei hat er bereits 2008 mit „Heartland“ und seinem Redneck-Protagonisten Blue Gene einen fast prophetischen politischen Roman über Amerika geschrieben. Doch während ein Buch wie das gute, aber vor allem von seinem Vorwort getragene „Hillbilly Elegy“ von JD Vance hier rauf und runter gelobt und besprochen wird, kommt niemand auf die Idee, den von Trump-Wählern umgebenen Joey Goebel als wichtige junge amerikanische Stimme zu erkennen.

All diese Fragen kann keiner richtig beantworten, außer mit: Pech. Und je länger das so ist, und je länger Joey so wunderbare Bücher wie „Irgendwann wird es gut“ schreibt, desto lauter sollte man rufen: LEST DIESEN GROßARTIGEN AUTOR!

* Im Original: «I Know It’s Going to Happen for You Someday» … Leseprobe hier.