Margot Friedländer

Es gibt Lesungen, die man nie mehr vergisst. Solch eine war die Veranstaltung im September 2016 in der Berliner Fliedner-Klinik, organisiert von Mazda Adli. Damals war ich mit Vom Ende der Einsamkeit auf Tour, und was diesen Abend für mich so besonders machte, war, dass ich Margot Friedländer kennenlernen durfte. Sie war bereits vierundneunzig Jahre alt, nahm aber mit ihrer Präsenz und ihrem Charisma mühelos den Raum ein. Nach der Veranstaltung gab sie mir dann zunächst verschmitzt den Tipp, doch bitte etwas weniger schnell zu lesen (was ich seitdem wirklich zu beherzigen versuche).

Vor allem aber sprachen wir über ihr Buch Versuche, dein Leben zu machen, wie sie nach dem Tod ihres Mannes im Alter zum Schreiben kam und über ihre Biographie – von einer jungen jüdischen Frau, deren Familie von den Nazis ermordet wurde und die den Holocaust im Konzentrationslager Theresienstadt überlebte, und wie sie später zu einer der wichtigsten Stimmen gegen das Vergessen und für Menschlichkeit wurde.

Ich bin sehr dankbar für diese kurze Begegnung mit ihr, sie berührt mich bis heute. Mit Bewunderung las ich in den folgenden Jahren immer wieder von ihrem Kampf gegen den Hass – und für Versöhnung und Frieden. Ihr unermüdlicher Einsatz für diese Werte war dabei nichts anderes als ein Geschenk für dieses Land; eine Ermutigung und zugleich eine Verpflichtung, ihren Weg fortzuführen, uns immer wieder aufs Neue entschlossen gegen Antisemitismus einzusetzen, und für Liebe und Humanismus.

 

Am 9. Mai ist Margot Friedländer gestorben, doch die Art und Weise, wie sie in ihrem Jahrhundertleben unzählige Menschen inspirierte, bleibt ebenso erhalten wie das, wofür sie bis zuletzt einstand.

Und es bleibt ihr Buch, das ich sehr empfehlen möchte.