Vor einigen Jahren schrieb ich einen Text über die AfD ohne Maske; eine Partei, die schon damals zunehmend ihr wahres, rechtsextremes Gesicht zeigte. Seitdem ist leider wenig Positives passiert – im Gegenteil. Es gab die Enthüllungen über das Potsdamer Treffen, trotzdem konnte die AfD weiter Stimmen gewinnen, nicht zuletzt auch auf dramatische Weise bei Jugendlichen.
Nach der Wahl in Thüringen gab es in manchen Zeitungen nun sogar erste Überlegungen, Björn Höcke doch einfach mal regieren zu lassen – in der Hoffnung, er würde sich im Amt recht schnell als ein inkompetenter Ministerpräsident ohne Lösungen erweisen oder gar blamieren. Womit dann auch der Aufschwung seiner Partei abflachen würde.
Solche Überlegungen sind aber aus zwei Gründen nicht nur trügerisch, sondern falsch. Zum einen, weil das Risiko viel zu groß ist, wenn solch ein Plan schiefgeht. Das sollte sich eigentlich von selbst erklären. Höcke jedenfalls hat längst angekündigt, mit „wohltemperierter Grausamkeit“ vorgehen zu wollen und lässt auch in sommerlichen Interviews schon mal durchblicken, wie er über Menschen mit Behinderung denkt.
Zum anderen bringt diese Taktik nachweislich nichts. Das zeigt bereits ein Blick auf die wiedererstarkte FPÖ in Österreich, der selbst die peinliche Ibiza-Affäre auf Dauer nichts anhaben konnte. Oder auch auf Trump, dem kein Skandal und kein Dilettieren im Amt je schadete. Der immer nur mehr Stimmen gewann – und der parallel dazu mit populistischen Lügen, der Umbesetzung des Supreme Courts und seinen politischen Entscheidungen die Spaltung des Landes konsequent vorantrieb.
Nein, es gibt nur einen Weg gegen die Gefahr von Rechts: Wir müssen uns weiterhin alle dagegen zur Wehr setzen; bei Wahlen, in der Gesellschaft, in unserem Umfeld – und so gemeinsam verhindern, dass die AfD in diesem Land politische Gestaltungsmacht erhält. Müssen uns informieren und argumentieren und die Zuversicht bewahren (und, sollten wir in der Politik arbeiten, endlich eine wirksames Mittel gegen die rechte Dominanz auf TikTok und Co. finden).
Und vor allem müssen wir um die Zukunft kämpfen. Denn der Blick nach vorne – ins Neue und dadurch Ungewisse, aber auch ins friedliche Miteinander und im wahrsten Sinne Zukunfträchtige – ist es, der den rechtsextremen Parteien fehlt. Diese haben nichts dazu beizutragen, schon gar keine echten Lösungen für die Probleme und Herausforderungen einer komplexen, globalisierten Welt.
Bei einem Besuch im Verlag machte ich mehrere Videos zum Erscheinen von Die Geschichten in uns, in denen ich auf Fragen antwortete. Eine davon war, ob Literatur per se politisch sei. Auf meine Antwort, die auch diesen Post berührt, kommt man beim Klick auf das Bild (eine Version mit englischen Untertiteln gibt es hier):